7.1. Ein Resultat von G. Hemion.
Seien eine orientierbare Fläche und ein Homöomorphismus. Betrachten wir das Produkt und identifizieren und durch . Die resultierende 3-Mannigfaltigkeit heißt Stallingssche 3-Mannigfaltigkeit. Es gibt eine natürliche Faserung , so daß alle Fasern zu homöomorph sind. Sei ein anderer Homöomorphismus.
Satz 7.1. Stallingssche 3-Mannigfaltigkeiten und sind dann und nur dann fasertreu homöomorph, wenn und konjugiert sind (modulo Isotopie).
Beweis. Offensichtlich, da zwei Homöomorphismen dann und nur dann isotop sind, wenn es einen fasertreuen Homöomorphismus gibt, so daß und .
Da die Gleichungen und äquivalent sind, erzeugt jeder Homöomorphismus , der zu konjugiert, die unendliche Menge von konjugierenden Homöomorphismen. Alle solchen Homöomorphismen heißen äquivalent.
Satz 7.2. (G. Hemion) Für jedes ist die Menge von Äquivalenzklassen endlich. Die Klassen lassen sich durch algorithmisch konstruierte Homöomorphismen repräsentieren.
Daraus folgt, daß das Homöomorphieproblem für Stallingssche Mannigfaltigkeiten algorithmisch lösbar ist.
7.2. Vertikale Gerüste.
Definition. Ein abstraktes 2-dimensionales Polyeder heißt vertikal, wenn das folgende gilt:
Satz 7.3.
Beweis. Offensichtlich, da für jedes die Vereinigung
läßt sich als ein Gerüst von betrachten.
Wir werden die Kompliziertheit von Gerüsten durch die Anzahl von echten Eckpunkten messen.
Satz 7.4. Jede Stallingssche 3-Mannigfaltigkeit enthält nur endlich viele minimale vertikale Gerüste.
Die Gerüste kann man algorithmisch konstruieren.
Beweis. Erstens konstruieren wir ein vertikales Gerüst . Sei die
Zahl seiner echten
Eckpunkte. Dann zählen wir alle abstrakten vertikalen Gerüste mit auf (es gibt nur
eine endliche Menge von denen). Für jedes vergleichen wir die entsprechende Stallingssche
3-Mannigfaltigkeit mit . So bekommen wir eine vollständige Liste des vertikalen Gerüste von mit
Eckpunkten. Es bleibt nur unter denen die minimale Gerüste auszuwählen.
7.3. Der Aufbau
der Scheidewände geht weiter.
Jetzt machen wir den nächsten Schritt zu der Klassifikation von Haken 3-Mannigfaltigkeiten: wir füllen
die Stallingsche Löcher mit minimalen vertikalen Gerüsten. Um die Auswahl endlich zu erhalten,
muß man zeigen, daß das Einstellen jedes minimalen Gerüstes durch nur endlich viele Weisen
erfüllt werden kann. Es stellt sich heraus, daß es für dies nur eine Möglichkeit gibt.
Lemma 7.1. Sei
ein Homöomorphismus, der jede Randkomponente auf
sich selbst abbildet. Dann ist
isotop zur Identität.
Beweis. Wir wissen schon, daß sich die Menge von Homöomorphismen durch
Homöomorphisme
, die zu konjugieren, parametrisieren läßt (Satz 7.1). Im Fall
, der uns interessiert, bilden solche Homöomorphisme eine Gruppe, in der nach dem Satz 7.2 die Untergruppe
einen endlichen Index hat. Da die Homöomorphismen
, die
einen Kreis fix halten, die unendliche zyklische Gruppe bilden, bestimmt die Beschränkung
von
auf jeden Randtorus von ein triviales Element aus dieser Gruppe.
Daraus folgt, daß
isotop zur Identität ist.
7.4. Das Stopfen der Quasi-Stallingsschen Löcher.
Seien eine orientierbare Fläche und
zwei orientierungsumkehrende
fixpunktfreie Involutionen.
Betrachten wir das Produkt und
identifizieren die Punkte von
und
durch bzw .
Die resultierende 3-Mannigfaltigkeit
heißt Quasi-Stallingssche 3-Mannigfaltigkeit. Es gibt eine naturliche Faserung
,
so daß alle Fasern, außer zwei singulären Fasern, zu homöomorph sind. Die singulären
Fasern sind zu der Fläche homöomorph.
Satz 7.5. Quasi-Stallingssche 3-Mannigfaltigkeiten
und
sind fasertreu
homöomorph
es existiert ein Homöomorphismus
, so daß
und
(modulo Isotopie).
Beweis. Die Gleichungen oben sind zu den Gleichungen
,
äquivalent, die einen Homöomorphismus
bestimmen.
Die erste Gleichung hat einen klaren geometrischen Sinn. Es gibt kanonische zweiblättrige
Überlagerungen
und
, wobei
und
die Stallingsschen 3-Mannigfaltigkeiten sind, und die Gleichung sagt uns, daß
einen Homöomorphismmus
bestimmt.
Die zweite Gleichung gewährleistet, daß dieser Homöomorphismus äquivariant ist.
Wie kann man diese Gleichungen lösen? Nach dem Satz 7.2 gibt es nur endlich viele
Kandidate für , freilich modulo Multiplizieren mit
. So
können wir annehmen, daß
, wobei bekannt ist.
Dann läßt sich die zweite Gleichung so transformieren:
.
Wir sind zu dem folgenden Problem gekommen:
Existiert ein Algorithmus zur Erkennung, ob einer von zwei gegebenen Flächenhomöomorphismen
eine ganze Potenz des anderen ist?
Die positive Antwort auf diese Frage würde uns die Lösung des Homöomorphieproblems
von Quasi-Stallingsschen 3-Mannigfaltigkeiten geben. Man kann sie mit Hilfe von Thurston Theorie
der Flächenhomöomorphismen bekommen. Jeder Homöomorphismus
, der keine
periodischen Kurven hat (und das ist unser Fall, da periodische Kurven den inkompressiblen Tori
und Kreisringen entsprechen), hat einen so-genannten Dehnfaktor .
Der Dehnfaktor besitzt folgende Eigenschaften:
Diese Eigenschaften erlauben uns, eine obere Grenze für die Potenzen zu finden:
man muß nur ein solches kalkulieren, daß
größer als
ist.
Dann bleibt nur, alle prüfen, ob
und
isotop sind. Das letzte kann
man leicht algorithmish feststellen.
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2001-10-30